Reflexions-Reflexe
"Es gibt kein Lehren ohne Lernen", fand ich vor ein paar Tagen bei Paulo Freire und war direkt angesprochen. Den Sinn und die Notwendigkeit der pädagogischen Reflexion im wikipedischen Sinn habe ich im Verlauf der vergangenen Ausbildungsjahre verstanden, akzeptiert und verinnerlicht. Die Reflexion als Reflex der zweiten Ausbildungsphase - gemeint ist: in jeder Unterrichtsstunde Besuchsstunde wird mit den Kindern "reflektiert" - nervt, nervt, nervt.
Kaum ein/e Ausbilder/in weiß einen, den inhaltlichen Kern betreffenden, Rat, außer: Eine Reflexion müssen Sie "zeigen". Aber wie, aber wo? Auf jeden Fall mit einer Kleingruppe, sagen die einen. Nein - die Großgruppe bietet sich an, sagen die anderen. (Wir sprechen dabei gerade über die exakt selbe Stunde). Ganz wichtig ist auch so etwas wie Studienseminar-Arithmetik: Hat man bereits eine Großgruppenreflexion gezeigt, ist beim nächsten Mal die in der Kleingruppe dran. Ob die konkrete Situation das hergibt, ist unwichtig. Die Situation ist entsprechend der fälligen Reflexionsform zu gestalten. Man hat ja sonst nichts zu bedenken. Einserkandidatinnen sollten zudem "am Angebot" mit den Kindern reflektieren können (und möglicherweise auch im Kopfstand). Und bitte nicht einfach so - etwa aus dem konkreten Fall, der vorliegenden kognitiven Irritation heraus - sondern didaktisch und organisatorisch arrangiert. Mit vorbereiteten Satzanfängen und lustigen Symbolkärtchen. Oder Abstimmungskärtchen, Magnetplättchen, handlaminierten anklettbaren Reflexions-Objekten. Alles ist machbar.
Und worüber soll nachgedacht werden? Ums Inhaltliche, also grob gesprochen: Was hast du, was haben wir gelernt? Ist erlaubt - fast immer. Obwohl auch da die drolligsten Differenzen berichtet werden. Fachleiter X hat das Nachdenken übers Methodische, z. B. Arbeitsformen und Lernstrategien, unter Verhängen von Tiefstnoten verboten. Fachleiterin Y wiederum empfindet alles andere als methodisches Reflektieren, zumindest im sprachlichen Anfangsunterricht, als höchst problematisch.
Und so wird durch kleinkarierte Oberfächlichkeiten eine gute Idee verhunzt zur mechanischen Pflichtübung. Das von oben verordnete Nachdenken über Schule, Lernen, gemeinsames Arbeiten löst bei angehenden Lehrer/innen plötzlich nur noch Widerwillen, Stress, Verunsicherung aus, und es bringt niemanden weiter, am allerwenigsten die Kinder. "Können wir jetzt mal endlich arbeiten?" Wurde ich auch schon gefragt, mitten in einer dieser unsäglichen Runden mit einem Haufen Reflexions-Hilfen.
P.S. Am P-Day wird in Englisch in der Kleingruppe reflektiert. In Deutsch kommen wir im großen Kreis zusammen. Oder umgekehrt. Oder.
Ääh...?
Kaum ein/e Ausbilder/in weiß einen, den inhaltlichen Kern betreffenden, Rat, außer: Eine Reflexion müssen Sie "zeigen". Aber wie, aber wo? Auf jeden Fall mit einer Kleingruppe, sagen die einen. Nein - die Großgruppe bietet sich an, sagen die anderen. (Wir sprechen dabei gerade über die exakt selbe Stunde). Ganz wichtig ist auch so etwas wie Studienseminar-Arithmetik: Hat man bereits eine Großgruppenreflexion gezeigt, ist beim nächsten Mal die in der Kleingruppe dran. Ob die konkrete Situation das hergibt, ist unwichtig. Die Situation ist entsprechend der fälligen Reflexionsform zu gestalten. Man hat ja sonst nichts zu bedenken. Einserkandidatinnen sollten zudem "am Angebot" mit den Kindern reflektieren können (und möglicherweise auch im Kopfstand). Und bitte nicht einfach so - etwa aus dem konkreten Fall, der vorliegenden kognitiven Irritation heraus - sondern didaktisch und organisatorisch arrangiert. Mit vorbereiteten Satzanfängen und lustigen Symbolkärtchen. Oder Abstimmungskärtchen, Magnetplättchen, handlaminierten anklettbaren Reflexions-Objekten. Alles ist machbar.
Und worüber soll nachgedacht werden? Ums Inhaltliche, also grob gesprochen: Was hast du, was haben wir gelernt? Ist erlaubt - fast immer. Obwohl auch da die drolligsten Differenzen berichtet werden. Fachleiter X hat das Nachdenken übers Methodische, z. B. Arbeitsformen und Lernstrategien, unter Verhängen von Tiefstnoten verboten. Fachleiterin Y wiederum empfindet alles andere als methodisches Reflektieren, zumindest im sprachlichen Anfangsunterricht, als höchst problematisch.
Und so wird durch kleinkarierte Oberfächlichkeiten eine gute Idee verhunzt zur mechanischen Pflichtübung. Das von oben verordnete Nachdenken über Schule, Lernen, gemeinsames Arbeiten löst bei angehenden Lehrer/innen plötzlich nur noch Widerwillen, Stress, Verunsicherung aus, und es bringt niemanden weiter, am allerwenigsten die Kinder. "Können wir jetzt mal endlich arbeiten?" Wurde ich auch schon gefragt, mitten in einer dieser unsäglichen Runden mit einem Haufen Reflexions-Hilfen.
P.S. Am P-Day wird in Englisch in der Kleingruppe reflektiert. In Deutsch kommen wir im großen Kreis zusammen. Oder umgekehrt. Oder.
Ääh...?
girl scout - 10. Okt, 23:15
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks