Dienstag, 10. Juni 2008

Gute Erfahrung

Ich war auf Klassenfahrt, das erste Mal nicht als Teilnehmerin. Der krankheitsbedingte Ausfall der Ausbildungslehrerin hat mich in die Verantwortung gebracht, einen weitgehend vorgegebenen Rahmen konkret auszufüllen. (Der mitreisenden Kollegin aus der Parallelklasse ging es im Übrigen ähnlich: Sie hat die Lerngruppe erst Anfang des Schuljahrs übernommen.)

Vorher wurde festgelegt:
  • Es fahren zwei Klassen, die bis dahin nur durch Schulhof-Rivalitäten, nicht durch Kontakte und Kooperation verbunden waren.
  • Eine Übernachtung – Vollpension mit Lunchpaket – genügt.
  • Am ersten Tag geht es in den Zoo.
  • Am zweiten Tag ins Bergwerkmuseum.
Letzteres allerdings fanden beide Reiseleiterinnen (die Kollegin und ich) wenig attraktiv. Wir buchten um auf etwas konkreteres Erleben in der Zeche Zollern.

So weit, so vorhersehbar. Es wurde trotzdem gut, trotz eines Tiefpunkts am (einzigen) frühen Anreise-Abend. Und der ging so:

49 Kinder nehmen einen Speiseraum ein, der gerade groß genug ist, um sie zu fassen. Nach und nach füllen sich die Teller, der Lärmpegel im Raum steigt. Es rächt sich, dass die Gruppe (Kinder wie Erwachsene) nicht vorher geklärt hat, wie das Essen und das Abräumen organisiert werden soll. Im anschwellenden Chaos lässt sich nur noch das Notwendigste regeln, die Herbergsbesatzung sorgt für externen Druck: So laut sei es hier ja noch nie gewesen... (Ich glaube es bis heute nicht.)

Etwas später: beginnende Massenhysterie. K. behauptet, seine Tasche sei durchwühlt, Geld gestohlen worden. S. und F. wollen daraufhin Einbrecher gesehen haben, die Zimmertür von A. und T. steht offen, obwohl sie sie abgeschlossen hatten, auch M. und J. und D. und O. und wer-eigentlich-nicht stellen fest: Es fehlt Geld im Portemonnaie. Gut, dass die vorher vereinbarte Abend-Versammung bevorsteht. Es gelingt uns, die Kinder anzuhören, Probleme anzusprechen, daran zu erinnern, dass viel Geld in den Kassen des Zoo-Shops verschwunden ist.... Am Ende glaubt niemand mehr an die Räuberpistole. Wir singen noch was und die Kinder zieht es auf die Zimmer und zum üblichen Herbergs-Schabernack.

Am zweiten Tag klappt das Aufeinander-Achten und -Hören schon viel besser. Es bilden sich ungewohnte Allianzen, klassenübergreifend. Wir alle haben – vor dem recht guten museumspädagogischen Programm – Zeit, auf dem Zechengelände ins Gespräch, ins Spiel, in die Arbeit zu kommen.

Wenn ich mal selbst entscheiden kann... fahren wir länger und selbstbestimmter.

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