Mittwoch, 12. März 2008

Ich will das nicht

Wie gesagt: Das Radio war da. Die Kinder haben daran gearbeitet, Nachrichten für Kinder zu schreiben. Das ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Schon Nachrichten für Erwachsene sind das. (Selbst, wenn man das mal irgendwann gelernt zu haben glaubt - wie ich, die 'gelernte' Journalistin.)

Nun gut. Das Radio war da: mit einem medienpädagogischen Ansatz und einer Portion PR für das eigene Qualitäts-Angebot. Die Nachrichten für Kinder entstanden (meist mehr als weniger) straff von uns erwachsenen Invasoren Begleitern geleitet. Unter Zeitdruck, da tagesaktuell - insofern realistisch, aber nicht als autonomes Werk der Kinder selbst. In den Parallelklassen ging es derweil um den nächsten benotbaren Aufsatz.

Was machen wir also, nachdem das Hörfunk-Team wieder abgezogen ist? Wir schreiben einen Aufsatz, und das einzige aktuell prüfbare Format sind Kinder-Nachrichten. So mutiert ein Ereignis eine Erfahrung (Radiomachen) zur Prüfung. Entwicklungszeit gibt es nicht. Prozesse sind Begleiterscheinungen auf dem Weg zum nächsten Leistungsnachweis, und weil die Zeit nie reicht, haben wir Begleiterinnen ständig die defizitäre Brille auf: Hier musst du noch was ändern und da, damit... Ja, damit dabei eine gute Note herauskommt. Was sonst?

Fast alle tun sich schwer, aus den Vorlagen (= Nachrichten für Erwachsene) einen Text für Gleichaltrige zu machen. Da hilft auch der gemeinsam erarbeitete Kriterienkatalog nur ein bisschen weiter. Die Ergebnisse des Aufsatzes sind, gemessen an den gemeinsam fixierten Anforderungen, mäßig. Lauter Dreien und Vieren sind dabei herausgekommen. Und zwei Zweien. Fast alle tragen's mit Fassung. Einer weint bitterlich. (Ja: bitterlich!) Das ursprüngliche Interesse am Textformat, an seinen Inhalten, an einem konkreten Adressatenbezug (und was man sich sonst noch an fachdidaktisch Klangvollem überlegen könnte) ist erst einmal zerstört.

Ich will das nicht und mache mit. Ziel verfehlt.

Samstag, 8. März 2008

schizo

Zeiten zum Schizophrenwerden: Viel Lob, viel Ehr für das Engagement, die schulprofilbildenden Aktivitäten der LA. Sie entwickelt die Hompage, bloggt mit den Viertklässlern, holte das Radio an die Schule... Toll! Und beides ist befriedigend: Das Erleben, dass aus Einsatz und Arbeit etwas Gutes wird, und ebenso die Anerkennung, die von vielen kommt.

Aber dann immer wieder diese Niederlagen im Klassenraum: scharfe Töne, Machtkämpfe, Disziplinierungs-Zwänge (wirklich?) - trotz der hohen Ansprüche an einen respektvollen Umgang mit den mir anvertrauten Kindern. Die Ansprüche laufen leer, sobald sie, die Kinder, mir den Respekt versagen. Es sind nur wenige, aber sie zeigen mir meine Grenzen schmerzhaft auf.

Freitag, 29. Februar 2008

Stabil

Treffen sich zwei Lehramtsanwärterinnen: "Na, heute schon geheult?", fragt die Eine. "Nee, bin seit drei Tagen stabil."

Und im Ernst: Ein paar positive Zeichen und Gesten, die kleinen Erfolge hier und da (eher da - außerhalb des Klassenraums, aber manchmal auch hier - in ihm drin), und schon wächt die Zuversicht, dass die zwei Jahre irgendwie zu überstehen sind. Und dass danach etwas Besseres kommen muss. Muss.

Weil es sonst ja heißen würde: Treffen sich zwei Grundschullehrerinnen...

Samstag, 23. Februar 2008

Von wegen: Potemkin

Die Inspektoren sind wieder weg, das Kollegium entspannt sich. Nun kann wieder 'normal' gearbeitet werden.

Die Stärken meiner Schule sind jetzt amtlich: die Zufriedenheit im Team, das Schulhaus und sein Gelände. (Nichts davon wird subjektiv von irgendeinem hier so empfunden, behaupte ich.)

Unsere Schwächen: fehlende Konzepte zur Förderung, zu Leistungserwartungen, zur internen Evaluation. Okay. Aber dafür dieser Wirbel?

Einen Mehr-Ertrag kann das Format "Qualitäts-Analyse" in meinem Bundesland aber wohl nicht hervorbringen: Es sieht lediglich einen (wenn auch aufwändig betriebenen) oberflächlich-mechanischen Blick auf ein komplexes System vor. Es produziert Verlogenheit bei Beobachtern und Beobachteten.

Ach ja, die Defizite anderswo. Bald wieder mehr von den meinigen...seufz.

Mittwoch, 20. Februar 2008

janusköpfig

Auf der einen Seite:

Seit drei Tagen keine tief frustrierenden Erlebnisse. Das Eine oder Andere klappt sogar. Die Förder-Kinder konnten am Montag Wörter hüpfen, was ihnen Spaß zu machen schien, sie aber auch didaktisch sinnvoll beschäftigte: Noch nie hat J., die sonst nur herumzappelt, in meinem Beisein so viel und erfolgreich gelesen, wie in dieser 5. Stunde. Und geschrieben haben sie alle, in einem 3x3-Buchstabenfeld aus Kreide.

Durchweg schön - ganz wider Erwarten - entwickelt sich auch das Projekt "Tanzen wie die Ritter", das ich mit einigen Viertklässlern durchführe. Wir arbeiten konzentriert und mit Freude, und wir haben ein kleines, vorzeigbares Produkt.

Auf der anderen Seite:

Meistens erleide ich das Referendariat. Und immer wieder diese Fragen:

Ist das Leiden nun ein Symptom
1. meiner Nicht-Geeignetheit für den Lehrerinnen-Beruf?
2. der defizitären Konzeption von Lehrerbildung?
3. für die besondere Situation an meinem Seminar, meiner Schule?

Die vierte Frage: Werde ich eine Antwort finden, in diesen zwei Jahren?

Die fünfte: Möchte ich sie hören?

Sonntag, 17. Februar 2008

Alles auf Anfang

Nach einem fürchterlichen Wochenende kommt doch von irgendwoher wieder die Kraft, es erneut anzugehen. Tasche und Materialkiste sind gepackt, das Programm der Schulwoche ist klar. Hoffend und bangend gehe ich wieder auf Anfang.

Freitag, 15. Februar 2008

Lichtjahre entfernt

bin ich:
- von meinen beruflichen Hoffnungen
- von meinen professionellen Ansprüchen
- von "ruhigen Wellen" und "Atemholen".

Freedom's just another word for nothing left to loose.

So weit ist es noch nicht. Wie würde sich das anfühlen?

Mittwoch, 13. Februar 2008

Potemkin

Die Schul-Inspektoren kommen und meine eigene Lächerlichkeit relativiert sich. Kolleginnen putzen die Fenster, räumen die Schränke auf, kopieren, kopieren, kopieren. Werkstätten, nicht Werk-Stätten. Dafür bräuchte man weniger Papier. Die Angst der Anderen wirkt besänftigend. Die also auch. Auch die.

Es wird nicht mehr als ein kurzfristiges Atemholen sein. Die Anderen haben scheinen einen modus vivendi gefunden zu haben, verfügen über Erfahrungswissen und die Gelassenheit vieler Pädagogenjahre. Tun sie das? Vor den Kindern ja, aber vor Erwachsenen, die hinter Klassenzimmertüren schauen...

Die eigene Lächerlichkeit relativiert sich, und die letzten zwei Tage machten hier und da Hoffnung, dass doch nicht alles schlecht ist, schlecht läuft. Ein beruhigendes Gespräch mit einer Kollegin über die schwierigsten Förderkinder, ein paar gute Phasen in den vierten Klassen. Das nächste Tief lauert schon am Horizont. Die Wirbel der Inspektoren wird auch bei mir noch ankommen. Eine Woche später Unterrichtsbesuch Nr. 6, oje. Immer wieder Fassadenmalerei.

Soundtrack




Beth Gibbons & Rustin Man
Out of Season


Adele
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