Samstag, 21. Juni 2008

Verschwendung

Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu und auch das Referendariat durchweht eine Ahnung vom (sicherlich langen) Schlussspurt. Der achte Unterrichtsbesuch, der im Vorfeld wieder zum Jammern einlud und dann doch irgendwie routiniert von der Hand ging, ist geschafft und im Rückblick legt sich schon nach wenigen Tagen das milde Licht des Vergessens über die Szene. Menschliche Reflexe... Es müssen dieselben sein, die Frauen befähigen, mehr als ein Kind zur Welt zu bringen. Bevor ich noch ernsthaft anfange zu glauben, ich hätte Entscheidendes durch diesen achten Besuch gelernt, muss an dieser Stelle festgehalten werden: Die Stunde war eine hervorragende Anpassungsleistung und somit ein großer Schritt für die Lehramtsanwärterin. Für die Schule war sie Verschwendung. Vergeudete Zeit, verpuffte Energie.

Nun gut, vielleicht nicht so ganz... A. schien was zu gelernt zu haben... aber M. wiederum wollte das gar nicht lernen und die Kleingruppenreflexion – wie ich dieses Wort inzwischen hasse – war völlig überflüssig in der realisierten Form, an jener Stelle. Was die Fachleiterin aber gar nicht wahrnehmen wollte. Sie war ja damit beschäftig, die Existenz eben dieser Kleingruppenreflexion in ihrem Kriterienkatalog abzuhaken. Und wie so oft wurden nach Abreise des Seminarbesuchs die Kulissen wieder abgebaut und die denkbaren weiteren Schritte den vermeintlichen und echten Zwängen des Schulalltags geopfert. Womit wir wieder bei der Überschrift für diesen Eintrag wären. Wie gut, dass es von dort nicht weit zum ersten Satz ist: Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu... Tut sicher allen gut, ganz besonders den Kindern!

Freitag, 13. Juni 2008

Wie tief kann man seh'n?

Den guten Tagen folgen immer noch die ganz tiefen Löcher. Und es ist keine Hilfe in Sicht, nirgends. Die Ausbilderinnen entpuppen sich mehr und mehr als denkbar ungeeignet für diese Aufgabe. Es gibt weder gute Modelle noch produktive Beratung durch die, mit denen ich durch diese zweite Ausbildungsphase gehen muss; es gibt nur das Lavieren zwischen Schein und Sein.

Die einen haben es geschafft ins Berufsbeamtentum, murmeln das Mantra vom Im-Alltag-kannst-du-das-niemals-so-machen-wie-die-an-der-Uni/ im-Seminar-sich-das-vorstellen. Und ruhige Kinder, ein ordentlich durchgearbeitetes Lehrwerk sind ihr Gütesiegel.

Die anderen, oder ehrlicherweise: ich, ich wünsche und will und strampel mich ab und mache mir das Leben schwer durch Anfängerfehler, ohne aufgefangen zu werden durch die Erfahrenen, aus deren Sicht die Anfängerfehler Anfängerutopien sind. Sie bieten mir wohlmeinend an, für den nächsten Unterrichtsbesuch ein hübsches Potemkinsches Dorf aufzubauen.

Donnerstag, 12. Juni 2008

Noch 173 Tage

bis zum P-Day. Seit heute ist klar: Es wird der 18. November.

Dienstag, 10. Juni 2008

Gute Erfahrung

Ich war auf Klassenfahrt, das erste Mal nicht als Teilnehmerin. Der krankheitsbedingte Ausfall der Ausbildungslehrerin hat mich in die Verantwortung gebracht, einen weitgehend vorgegebenen Rahmen konkret auszufüllen. (Der mitreisenden Kollegin aus der Parallelklasse ging es im Übrigen ähnlich: Sie hat die Lerngruppe erst Anfang des Schuljahrs übernommen.)

Vorher wurde festgelegt:
  • Es fahren zwei Klassen, die bis dahin nur durch Schulhof-Rivalitäten, nicht durch Kontakte und Kooperation verbunden waren.
  • Eine Übernachtung – Vollpension mit Lunchpaket – genügt.
  • Am ersten Tag geht es in den Zoo.
  • Am zweiten Tag ins Bergwerkmuseum.
Letzteres allerdings fanden beide Reiseleiterinnen (die Kollegin und ich) wenig attraktiv. Wir buchten um auf etwas konkreteres Erleben in der Zeche Zollern.

So weit, so vorhersehbar. Es wurde trotzdem gut, trotz eines Tiefpunkts am (einzigen) frühen Anreise-Abend. Und der ging so:

49 Kinder nehmen einen Speiseraum ein, der gerade groß genug ist, um sie zu fassen. Nach und nach füllen sich die Teller, der Lärmpegel im Raum steigt. Es rächt sich, dass die Gruppe (Kinder wie Erwachsene) nicht vorher geklärt hat, wie das Essen und das Abräumen organisiert werden soll. Im anschwellenden Chaos lässt sich nur noch das Notwendigste regeln, die Herbergsbesatzung sorgt für externen Druck: So laut sei es hier ja noch nie gewesen... (Ich glaube es bis heute nicht.)

Etwas später: beginnende Massenhysterie. K. behauptet, seine Tasche sei durchwühlt, Geld gestohlen worden. S. und F. wollen daraufhin Einbrecher gesehen haben, die Zimmertür von A. und T. steht offen, obwohl sie sie abgeschlossen hatten, auch M. und J. und D. und O. und wer-eigentlich-nicht stellen fest: Es fehlt Geld im Portemonnaie. Gut, dass die vorher vereinbarte Abend-Versammung bevorsteht. Es gelingt uns, die Kinder anzuhören, Probleme anzusprechen, daran zu erinnern, dass viel Geld in den Kassen des Zoo-Shops verschwunden ist.... Am Ende glaubt niemand mehr an die Räuberpistole. Wir singen noch was und die Kinder zieht es auf die Zimmer und zum üblichen Herbergs-Schabernack.

Am zweiten Tag klappt das Aufeinander-Achten und -Hören schon viel besser. Es bilden sich ungewohnte Allianzen, klassenübergreifend. Wir alle haben – vor dem recht guten museumspädagogischen Programm – Zeit, auf dem Zechengelände ins Gespräch, ins Spiel, in die Arbeit zu kommen.

Wenn ich mal selbst entscheiden kann... fahren wir länger und selbstbestimmter.

Sonntag, 1. Juni 2008

Balanceakt

"Ausgeglichenheit hat man durch Veranlagung, Sozialisation oder Lebenserfahrung." (Wikipedia)

So alt kann ich gar nicht werden, dass ich diesen Zustand jemals erreichen werde.

Warum nur lasse ich den nächsten UB nicht einfach geschehen und sage: Seht her, das ist das, was ich sowieso zu diesem Zeitpunkt in dieser Stunde machen wollte! Gut so - oder?

P.S. Das allein wäre natürlich noch kein Zeichen für Ausgeglichenheit. Ausgeglichenheit wäre, ein angemessenes Verhältnis von Pflicht und Kür, von An- und Entspannung, von Selbstbezogenheit und Beziehungen zu den Anderen zu finden. Zum Beispiel.

Mittwoch, 28. Mai 2008

Von wegen "Motivation" (grrrrrr)

Wozu ich überhaupt keine Motivation verspüre, ist das Schreiben von Unterrichtsentwürfen und das Designen von Stunden, in denen man „sich“ und „etwas“ zeigt, damit die Fachleiterin was zu sehen bekommt.

Wenn deshalb auch noch wirklich notwendige Arbeit zurückgefahren werden muss, ist das doppelt zermürbend!

Zum Vergessen

Eine Stunde wie eben reicht, um die ganzen schönen Worte vom "Sinn" lächerlich wirken zu lassen.

Heute also Englisch, klassisch-modern: etwas Wiederholung, etwas Singen, etwas Hörverstehen (spielerisch, versteht sich), die LA blanciert zwischen straffer Führung und ein paar lockeren Sprüchen. Dann die sinn-volle kommunikative Aufgabe: When's your birthday? ist zu fragen, damit am Ende jede/r einen birthday calendar gefüllt hat. A. verlegt sich auf den 1. Januar, obwohl alle wissen, dass das nicht stimmt. (Überhaupt kennen viele nach vier gemeinsamen Jahren die Geburtsmonate der anderen so ungefähr, aber sie lassen sich, schulisch sozialisiert wie sie sind, auf die sinn-volle Aufgabe ein.) A. variiert also, provoziert damit seine Partner/innnen. Um ihn herum wird es wird lauter, anderswo auch. Parallel möchte die LA mit einigen Kindern mündlich arbeiten. Geht aber schlecht. Also: Arbeit unterbrechen, mehrfach. Aufstehen, Signale geben, an die 'Arbeitslautstärke' erinnern (Was ist das?). Appellieren. Heftiger appellieren. Heftig rudernd appellieren! - Situation abbrechen. Blöde Moralpredigt, genervte Kinder. A. hat zurzeit viele private Probleme, das weiß ich wohl. Und dieses Wissen macht die Rückschau auf das eigene Handeln noch viel unangenehmer.

Von wegen "Sinn"

Ach, das klingt jetzt doch ein bisschen toll, was da am späten Abend so im Kopf herumschwirrte.

Sinn ist ein großer Begriff für ein paar erfolgreiche individuelle Schritte. Selbst wenn gelgentlich einzelne Kinder von der persönlichen Sinnsuche ihrer Lehramtsanwärterin profitieren. Aber nur mal vom Standpunkt "gute Schule" aus betrachtet, sind die meisten settings und Inhalte, in und an denen ich mich abmühe, reichlich sinnlos. Althergebrachter Unterrichts-Aktionismus, meistens.

Dienstag, 27. Mai 2008

Das ist neu

Manchmal werde ich gefragt, warum es zu diesem Wechsel kam – vom vermeintlich spannenden Journalistinnen-Beruf zur Lehramtsanwärterin. Die letzten stabilen Wochen machen es einfacher zu antworten. Wenn meine neue Arbeit gelingt, dann ist sie immer sinnstiftend, über das Egozentrum hinaus.

Natürlich ist auch guter Journalismus wichtig – doch objektiv waren die Jobs selten geeignet, dieses Kriterium zu erfüllen. Und subjektiv wollte sich das notwendige Selbstbewusstsein einfach nicht entwickeln, meine Arbeit gehalt- und sinnvoll zu finden.

Das ist jetzt anders. Und das ist neu.

Dienstag, 20. Mai 2008

Chronistinnenpflicht

Damit's kein Monatsbuch wird und ich später noch nachvollziehen kann, wann was war: Die zweite Staatsarbeit ist fertig, die Müdigkeit groß. Keine Ahnung, woher die Motivation kam, sich wieder so intensiv da hineinzustürzen. Ein Exemplar fürs Prüfungsamt (bzw. die Gutachter/innen), eines als Andenken für mich. Das kann doch eigentlich nicht ausreichen als Ziel. Oder ist es vielleicht die Autorität des Verschriftlichen-Müssens, die zu besonderer gedanklicher Klarheit führt?

Glaube ich nicht, jedenfalls nicht in diesem Fall. Das Thema war zwar meins, weshalb das Verschriftlichen angesichts der anstrengenden Umstände manchmal fast vergnüglich anmutete. Aber das, was ich beschrieben habe, wäre ohne diese Arbeit nicht anders oder schlechter verlaufen. Deshalb...

Wahrscheinlich lese ich mich gerne. Erklärt dann auch den Drang zum Bloggen.

Soundtrack




Beth Gibbons & Rustin Man
Out of Season


Adele
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